OKO Europe - Dojo-Etikette

In der Kyudopraxis übst du die sieben Koordinationen als klar vorgeschriebene Form. Du versuchst, diese Form so genau wie möglich zu praktizieren. So wie du diese Form respektierst, gibt es eine ganze Reihe weiterer Formen (Verhaltensregeln) in einem Dojo die du beachten solltest.

Der normale Übungsablauf umfasst die ganze Zeit vom Ankommen bis zum Verlassen des Dojo. Dabei sind die zwei Prinzipien „Rücksicht“ und „Höflichkeit“ hoch zu halten. Dein frühzeitiges Eintreffen im Dojo ist wenn immer möglich erwünscht. Betrete den Dojo nicht mit Strassenschuhen! Beim Eintreten verbeugst du dich leicht in Richtung Kamiza -上座 (erhöhter Platz). Begrüsse dann die Anwesenden.

Zuerst werden gemeinsam alle Arbeiten für den Dojo gemacht: der Boden wird gereinigt, die Ziele aufgebaut, das Gruppenmaterial bereitgestellt, die Klassenyumis gespannt etc.

Dann spannst du den eigenen Yumi. Dabei packst du den Yumi aus, rollst sorgfältig das Yumimaki -弓巻き (Hülle) zusammen, spannst den Yumi und prüfst seinen Zustand und seine Form. Darauf stellst du Ya’s und Kake bereit. Anschliessend wechselst du die Kleidung. Die Strassenkleider deponierst du sorgfältig, in Japan werden sie zusammengefaltet im Furoshiki – 風呂敷 (Kleidertuch) aufbewahrt! Vergiss nicht deine Armbanduhr und deinen Ohrschmuck abzulegen, da grosse Verletzungsgefahr beim Schiessen besteht.

Alles passiert in konzentrierter Gelassenheit, alles ist Teil der Praxis! Durch diesen Umgang entwickelt sich eine starke Konzentration, die eine intensive Kyudopraxis ermöglicht. Wenn du achtsam bist, wirst du auch deinen Yumi nicht auf den Kopf stellen, mit deinem angezogenen Kake Arbeiten verrichten oder fremdes Material nehmen etc.

Vor dem Eröffnen und Schliessen der Kyudopraxis sowie zum Zazen – 座禅 (Sitzen) legst du alle zum Schiessen notwendigen Geräte (Yugake, Tsuru tsubari kawa (Muneate), Tsurumaki) ab. Yugake und Tsuru tsubari kawa werden sitzend an- und ausgezogen (Ausnahme: Wenn der Boden z.B. im Freien die Kleider beschmutzen könnte.)

Beim Zazen und beim Eröffnen der Klasse „Rei“ – 礼 verbeugst du dich tief vor der Kamiza. Vor dem Makiwara – 巻藁/ Mato – 的 (Ziel) oder anderen Kyudojin – 弓道人 (Praktizierenden) verbeugst du dich dagegen nur leicht. Verbeugungen passieren immer mit geradem Rücken aus der Hüfte heraus. Sie sind eine Geste der gegenseitigen Achtung.

Vor dem ersten und nach dem letzten Schuss einer Übungsphase verneigst du dich vor dem Makiwara. Beim Wechseln vor dem Makiwara verneigen sich die Schützen voreinander.

Vermeide während der Praxis möglichst lautes Sprechen. Dränge dich nicht vor – sei aber trotzdem bestimmt. Gib einem Anfänger auch einmal den Vortritt. Bögen, Pfeile oder andere Gegenstände übergibst du so, dass sie sofort in der üblichen Weise gegriffen werden können.

Beachte die Sicherheitsregeln genau! Pfeil und Bogen sind Waffen und könnten bei nachlässigem Umgang fatale Folgen haben.

Bei der Makiwarapraxis: Hat die Person hinter dir den Torikake - 取懸け (Sehnengriff) noch nicht gemacht, darfst du zum Makiwara vorgehen und deinen Pfeil holen. Die Person hinter dir wartet bis du wieder auf deinem Platz bist. Hat die Person hinter dir den Torikake schon gemacht, dann ist es an dir zu warten bis der Pfeil abgeschossen ist.

Beim Langdistanzschiessen: Der Pfeileholer macht sich durch zweifaches Klatschen bemerkbar. Alle Schiessenden unterbrechen die Praxis bis der Pfeilholer das Zeichen zur Fortsetzung gibt (z.B. mit „Dozo“ > Bitte). Als Pfeilholer ziehst du deinen Yugake ab.

Nach der Schiess-Praxis wird zuerst das private Material weggeräumt und dann das Gruppenmaterial. Anschliessend ziehst du dich um. Falte deine Kyudokleider sorgfältig zusammen und schütze sie und das andere Kyudomaterial vor zuviel Wärme und Sonnenstrahlen, Schmutz und Nässe. Halte deine Kyudogegenstände sauber!

Wenn du eine Unsicherheit hast, frage den Shihan - 師範 (Person mit der grössten Praxiserfahrung) oder den jeweiligen Übungsleiter oder die Übungsleiterin.